Prekär beschäftigt, rechtlos, allein?
Wie die Beratungsstelle Arbeit „SALZ“ in Solingen hilft, wenn der Arbeitsmarkt nicht hält, was er verspricht
Wer zur Beratungsstelle Arbeit in Solingen kommt, hat meist schon viel versucht – bei Ämtern, Vorgesetzten oder anderen Anlaufstellen. Oft ohne Erfolg. Die Probleme reichen von unbezahlten Löhnen und willkürlichen Kündigungen bis zu der Frage, wie es überhaupt weitergehen kann.
2024 haben im „SALZ“ 2488 Beratungen stattgefunden. Träger der Beratungsstelle ist die Gabe gGmbH, gefördert wird sie vom Land Nordrhein-Westfalen und dem Europäischen Sozialfonds. Solingen ist dabei kein Sonderfall: In allen Kreisen und kreisfreien Städten des Landes gibt es vergleichbare Einrichtungen – insgesamt 53. Ihr Ziel ist es, Menschen in prekären oder ausbeuterischen Beschäftigungsverhältnissen kostenlos zu beraten und zu unterstützen. Seit 1996 unterhält das MAGS.NRW diese Beratungsstrukturen, damit Menschen in schwierigen oder ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen niedrigschwellig Beratung und Unterstützung erhalten.
Die Beratungsstelle an der Alleestraße 13 hat eine lange Geschichte. Bereits 1996 wurde hier das Solinger Arbeitslosenzentrum „SALZ“ gegründet – mit Fokus auf Begegnung, Beratung und soziale Stabilisierung. Der Name ist geblieben, auch wenn sich die Aufgaben verändert haben. Heute geht es vor allem um arbeitsrechtliche Fragen, fehlende Verträge, unklare Ansprüche – oder einfach um Orientierung auf dem Arbeitsmarkt.Die Ratsuchenden kommen persönlich, telefonisch oder online. Viele wurden weitervermittelt, andere haben über Bekannte von der Möglichkeit gehört. Zunächst wird die Situation gemeinsam besprochen, dann überlegt, welche Schritte sinnvoll und möglich sind. Die Beratungen übernehmen Dietmar Wortmann und Wolfgang Onasch. „Wir stellen die Problemlage fest und formulieren gemeinsam Ziele, die wir schriftlich festhalten“, erklärt Wortmann. Häufig reiche ein Anruf, in komplexeren Fällen begleite man auch über längere Zeiträume. Entscheidender Unterschied zur amtlichen Beratung: Die Gespräche finden auf Augenhöhe statt – ohne Formularpflicht, aber mit klarer Struktur.
Auch die Regionalagentur Bergisches Städtedreieck ist in die Arbeit eingebunden. Sie organisiert den Austausch der Beratungsstellen in Solingen, Remscheid und Wuppertal, vernetzt sie mit Akteuren wie dem Zoll oder dem Arbeitsschutz und unterstützt gemeinsame Aktionen. „Sie schaffen Zugänge zu Informationen, machen Rechte verständlich – und zeigen: Es gibt Strukturen, die aufklären und unterstützen, wenn andere wegsehen“, sagt Oliver Francke, Leiter der Regionalagentur. Wichtig sei das Angebot besonders für Menschen in Branchen mit hoher Belastung und wenig Schutz – etwa in Logistik, Gastronomie, Einzelhandel oder Transport. Die Zukunft der Beratungsstelle ist allerdings ungewiss: Ab 2026 fällt in Solingen eine halbe Personalstelle weg. Das wird sich unmittelbar auf die Arbeit der Einrichtung auswirken – längere Wartezeiten, eingeschränkte Vertretungsmöglichkeiten und weniger Verbindlichkeit in der Begleitung sind die Folge. Aus Sicht der Regionalagentur gefährdet das auch übergeordnete Ziele wie die Fachkräftesicherung: Wer Menschen stabilisiert, eröffnet ihnen Perspektiven. Wer das verhindert, verschärft bestehende Probleme.
Für diesen Artikel wurden mehrere Ratsuchende angefragt. Niemand wollte öffentlich sprechen. Die Sorge, sich angreifbar zu machen, ist groß – ein weiterer Hinweis darauf, wie unsichtbar prekäre Arbeit in vielen Fällen bleibt. Die Beratungsstellen schließen hier eine Lücke, die sonst niemand füllt – und die größer werden dürfte. Ein Blick in die Google-Bewertungen verdeutlicht, wie wichtig das Angebot ist: „Mir wurde auch geholfen in einer Notlage, vielen Dank – mega, die helfen sofort“, schreibt eine Nutzerin. Andere heben hervor, dass sich die Berater „umgehend Zeit nehmen, damit man zu seinem Recht kommt“ oder dass „alles genau erklärt wird und die Unterstützung eine große Hilfe“ sei. Immer wieder danken Ratsuchende ausdrücklich Wolfgang Onasch und dem Team für ihre Geduld, Fachlichkeit und Empathie. Das Gesamtbild: eine Beratungsstelle, die schnell, zuverlässig und menschlich unterstützt.

Gemeinsam mit seinem Team hilft Wolfgang Onasch in der Beratungsstelle „Salz“ Beschäftigten, zu ihrem Recht zu kommen.

