Bergisches Städtedreieck mit hohem Potenzial

NRW-Wirtschaftsminister Prof. Andreas Pinkwart stellte eine neue Studie zur Zukunft der Automobilbranche in Nordrhein-Westfalen vor. Das Cluster automotiveland.nrw hatte diese Studie mitinitiiert und gemeinsam mit IW Consult und dem Fraunhofer IAO an der Erstellung mitgewirkt. Ergebnis: NRW und insbesondere das Bergische Städtedreieck bringen viel Potenzial mit, um gut durch den Strukturwandel der Automobilindustrie zu kommen.

Prognosen
Die Studie identifiziert die Entwicklungstendenzen für den Zeitraum bis 2040: Der Verbrennungsmotor verliert deutlich an Bedeutung, die Wachstumsmärkte verlagern sich schwerpunktmäßig auf die Bereiche Elektromobilität, Automatisierung und Vernetzung. Die Prognose: Bis 2040 wird der Anteil der batterie-elektrischen Fahrzeuge auf 66 % steigen, der Anteil der konventionellen Fahrzeuge auf 25 % absinken. Der Rest verteilt sich auf hybride und brennstoffzellenelektrische Fahrzeuge. Eine weitere Prognose: Zwar sind in NRW derzeit noch gut ein Fünftel der Erwerbstätigen in der Automobilwirtschaft mit der Produktion von Komponenten für den traditionellen Antriebsstrang befasst, dennoch sieht die Studie die Automobilwirtschaft in NRW auf Wachstumskurs, wenn denn vorliegende Stärken weiter entsprechend entfaltet und die Potenziale in den Bereichen E-Mobilität, automatisiertes Fahren und Vernetzung genutzt werden.

Chancen
Das Potenzial liegt bei den innovationsfreudigen kleinen und mittleren, flexiblen Unternehmen, die sich über Generationen hinweg fortlaufend dem Markt angepasst haben, die mit kurzen Entscheidungswegen, hoher Innovationsgeschwindigkeit und mit permanenten Produkterneuerungen den Standort NRW immer wieder neu qualifizieren. Einer der drei Handlungspfade, die die Studie empfiehlt, ist daher auch, die Offenheit gegenüber neuen Technologien zu bewahren – auf allen Seiten. Darüber hinaus ist die dichte Forschungslandschaft in NRW ein Baustein für die Bewältigung des Strukturwandels. Rund 100 Forschungseinrichtungen in NRW weisen einen engen Bezug zum Automotive-Sektor und damit zu den Transformationsbereichen auf. „Die Studie zeigt, dass sich NRW durchaus in einer guten Startposition befindet: Die Unternehmen in NRW sind bereits heute schon stärker als der weltweite Durchschnitt auf die wachstumsstarken Bereiche der Automobilwirtschaft konzentriert“, so David Bickenbach, der für die Clusterinitiative an der Studie mitgewirkt hat.

Gewinnerregion des Transformationsprozesses
Die Struktur im Bergischen Städtedreieck wird als durchaus vorteilhaft in der Studie bewertet und bestätigt damit die Ergebnisse der von der Bergischen Gesellschaft und der Bergischen Universität bereits 2017 verfassten Analyse „Automotive-Region Bergisches Städtedreieck 2030“, die zu einem gleichartigen Ergebnis kam. Nur 10,1 % der Unternehmen produzieren hier in der Region für den klassischen Verbrenner-Motor, für Gesamt-NRW ist dagegen ein Anteil von 21,7 % ermittelt worden. Dafür liegt die Produktion für Antriebe mit Elektrokomponenten im Bergischen Städtedreieck bereits heute deutlich höher als im Landesdurchschnitt, ebenso spielt das Städtedreieck in den Bereichen Automatisierung und Vernetzung eine überdurchschnittliche Rolle, was unter anderem auf die Aktivitäten von bergischen Technologieführern wie APTIV zurückzuführen ist.

Handlungsbedarf
Aber auch auf zwei weitere zentrale problematische Entwicklungslinien weist die Studie ebenfalls hin: die zunehmende Produktionsverlagerung ins Ausland, deren Ausmaß sich noch nicht abschließend abschätzen lässt, und den insgesamt entstehenden Transformationsdruck in der Beschäftigung – denn auch die Produktion von Elektroantrieben am Standort NRW erfordert strukturell spürbar weniger Arbeitskräfte. „Hier braucht es einen partnerschaftlichen Prozess der Unternehmen und ihrer Betriebsräte, der IG Metall, der IHK, der Politik und Initiativen wie automotiveland.nrw, um auf die Beschäftigungsfrage eine sozial-adäquate Antwort zu finden“, so Stephan A. Vogelskamp, in Personalunion Geschäftsführer der Bergischen Gesellschaft und des NRW-Auto-Clusters automotiveland.nrw. 

automotiveland.nrw
Als Ergebnis aus der 2017er Untersuchung gründete sich dann 2019 die Clusterinitiative automotiveland.nrw: Unternehmen, Forschungseinrichtungen und die Bergische IHK schlossen sich zusammen, um eigeninitiativ Support und Strategien für die Unternehmen durch die Transformation zu organisieren. Dazu gehören im Wesentlichen Wissenstransfer, Marketing, das Knüpfen von Netzwerken, internationaler Austausch und die Hinterlegung der Anliegen der Branche im landes- und bundespolitischen Raum.

Die aktuelle vom Wirtschaftsministerium beauftragte Studie hat der Landesregierung die Einrichtung eines Kompetenzzentrums Automotive empfohlen, das bei „automotiveland.nrw“ angedockt werden könnte. „Wir bringen bereits die Grundstruktur, das Know-how und die entsprechenden Vernetzungen mit, um hier schnell in die drängende operative Umsetzung zu kommen“, so Stephan A. Vogelskamp.

Ansprechpartner
Stephan A. Vogelskamp, Bergische Gesellschaft, 0172-8723384, vogelskamp@bergische-gesellschaft.de